Eine Frage, die in Imkerkreisen immer wieder kontrovers diskutiert wird. Aber nicht nur dort, sondern natürlich auch bei den Verbrauchern.
Beim Honig gibt es drei Parteien die etwas zur Preisgestaltung sagen zu haben. Zum einen die Biene, der Verbraucher und natürlich der Imker.
Die Biene und der Honig Preis
Bienen können nicht mit uns Reden. Trotzdem hab ich einen schönen Text von Josef Guggenmoos dazu gefunden. Dieser sollte vor allem zum Nachdenken anregen.
Josef Guggenmoos
-Lyriker-
Gespräch mit einer Bienenkönigin
Erlauben Sie mir einen Wunsch zu sagen?
Ich möchte ein Glas Honig haben.
Was kostet’s? Ich bin zu zahlen bereit.
Für etwas Gutes ist mir mein Geld nicht leid.
Sie wollen was Gutes für ihr Geld?
Sie kriegen das Beste von der Welt!
Sie kaufen goldenen Sonnenschein,
Sie kaufen pure Gesundheit ein!
Was besseres als Honig hat keiner erfunden.
Der Preis? Ich verrechne Arbeitsstunden!
Zwölftausend Stunden waren zu fliegen,
um soviel Honig zusammen zu kriegen.
Ja, meine Leute waren fleissig!
Die Stunde? Ich rechne 2 Euro dreissig.
Nun rechnen Sie sich’s selber aus!
Siebenundzwanzigtausend kommen raus.
27.000 Euro und noch was mehr,
hier ist die Rechnung, ich bitte sehr!
Der Verbraucher und der Honig Preis
Der Verbraucher schaut natürlich, vor allem bei den Lebensmitteln, generell auf den Preis. Es kann also gar nicht günstig genug sein.
So ist es ganz normal das im Supermarkt ein Glas Honig zwischen 2 und 4 Euro kostet. Das liegt bei vielen gerade noch im Rahmen.
Dass es sich dabei um Honig handelt, der industriell verarbeitet wurde und gar nicht aus Deutschland kommt ist vielen egal. Auf der Rückseite kann dann einer von diesen drei Sätzen gelesen werden:
a) „Mischung von Honig aus EU-Ländern“,
b) „Mischung von Honig aus Nicht-EU-Ländern“,
c) „Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern“
Quelle: Deutsche Honigverordnung vom 30.06.2015
Andere Länder haben auch andere Vorschriften bezüglich Einsatz von Antibiotika und GVO (genveränderter Organismen). Es kann sich nun jeder selbst seine Gedanken zu solchen Honigen machen.
Flüssiger Honig
Oft wird einem als Imker die Frage gestellt: Warum ist Ihr Honig nicht flüssig.
Jeder Honig kristallisiert. Manche früher, manche etwas später. Das hängt mit der Zusammensetzung der verschiedenen Zuckerarten zusammen und den anderen Inhaltsstoffen wie Enzymen und Pollen.
Bei Supermarkthonigen werden oft die Pollen ausfiltriert und die Enzyme durch Erhitzen inaktiviert. Die Inhaltsstoffe, die den Honig als solchen ausmachen werden entfernt.
Der Imker und der Honig Preis
Wie bei den Milchbauern gibt es auch bei den Imkern Personen, die die Preise nach unten treiben. So hab ich schon oft folgende Aussagen, meist von älteren Imkern gehört:
Die Liste könnte nach Belieben erweitert werden. Doch wenn man mal die Kosten der Imkerei rechnet, ist ein Preis unter 5 € nicht tragbar. Oliver von www.teckbiene.de hat dazu ein Excel-Sheet erstellt. Damit lassen sich wunderbar einfach die Kosten errechnen.
Das habe ich anhand von 4 Wirtschaftsvölkern mal eingetragen. Mit Berücksichtigt sind natürlich nicht das zusätzliche Material für Ableger und evtl. Völkerverluste. Auch wurden die Preise für Mittelwände und die Mittel für die Varroabehandlung nicht angepasst. Diese sind nochmals um einiges gestiegen.
Unterm Strich stimmen die Preise aber. Da kommt dann ein Honigpreis pro kg bei einer Gesamternte von 60 kg von 18,44 € heraus. Macht für das 500g Glas 9,22 €. Das ist dann aber ganz normaler Frühjahrs- bzw. Sommerblütenhonig. Sortenhonige wie z.B. Waldtracht dürften nochmals etwas mehr kosten, da seltener.
Fazit
Honig vom Imker aus der Region darf ruhig etwas mehr kosten. Nicht damit der Imker reich wird.
Denn das wird er auch bei obiger Rechnung nicht. Je nach Wetterlage und Trachtgebiet kann der Honigertrag auch sehr viel weniger sein. Die Kosten bleiben aber im groben die gleichen.
Das Wichtigste an einem höheren Honigpreis ist meiner Meinung nach die Wertschätzung für das Produkt. So ganz nach dem Motto: Was nichts kostet ist auch nichts wert.
Wie seht ihr das Thema Honigpreise? Gerne könnt ihr mir in den Kommentaren dazu antworten.
Update 30.08.21
Die oben verlinkte Seite von Oliver mit dem Excel Sheet zur Berechnung funktioniert wieder!
Update 23.09.17
Ich wurde jetzt schon häufiger gefragt, ob dieser Text für die eigene Imkerei, oder an Marktständen verwendet werden darf.
Er darf unverändert vervielfältigt und verbreitet werden. Als Druckerfreundliche Version hab ich ein PDF davon erstellt. Die Verwendung gilt ausschließlich für die PDF-Version und offline.
Update 19.05.20
Die oben verlinkte Seite von Oliver mit dem Excel Sheet zur Berechnung funktioniert leider nicht mehr.
Allerdings habe ich einen passenden Ersatz beim Imkerverein Lehrte gefunden den ich hier gerne verlinke: Honigpreisbildung Kalkulation Muster
Update 26.11.20
Weitere Beiträge, die thematisch dazu passen:
Ich möchte das Imkern beginnen, was brauche ich dazu?
Honig geerntet, nun kann ich mich als Imker zur Ruhe setzen
Hallo ich habe sehr gut gefunden was da geeusert und imformiert haben…….
Ein wahres Wort! Gruß vom Imker aus Eilern!
Hallo Michael,
das sehen leider viele aus unseren Kreisen anders und „verramschen“ ihren Honig.
Oder die Wirtschaften einfach besser. Ob man sich bei vier Völkern gleich eine eigene Schleuder anschaffen muss, wenn man sowieso im Verein ist und die dann mit 1,60 € pro Glas umlegen sollte? Auch an den 150 € für “sonstige Anschaffungen” pro Jahr kann noch gefeilt werden (2,50 €/ Glas) und ebenfalls an der Menge Futtersirup (2,50 €/ Glas) pro Jahr für VIER Völker. Wenn ich diese Kosten schlechtem Management zurechne komme ich grob auf die 5-6 €, die erfahrene Imker nennen. Von verramschen kann dann trotzdem noch keine Rede sein.
Wenn ich einen Betrieb aufbaue, muss auch die Arbeitszeit einfließen, dafür relativieren sich bei mehr Völkern aber auch die Anschaffungskosten für die eigene Honigschleuder usw. Wenn ich ein Hobby betreibe, kann ich nicht dieselbe Ausstattung anschaffen und auch die Kosten dafür nicht 1:1 umlegen.
Ich bin gerne bereit mehr zu zahlen, tue das auch und finde es allein schon aus Prinzip richtig. Aber die Praxis die Imkerei einerseits als Hobby zu behandeln und andererseits dann dafür zur Kasse zu bitten finde ich problematisch. Natürlich bleiben dann 0 € Euro übrig und Arbeitszeit wurde auch nicht berechnet, aber der Verbraucher zählt eben für unnötiges Equipment, schlechtes Wirtschaften “ist ja nur ein Hobby” und die Bequemlichkeit des Hobbyimkers. Genau für solche Mini-Mengen wurden Imkervereine nämlich geschaffen.
Wenn man nach der Auflistung kauft man jedes Jahr Sachen die 20 halten. Wie Beuten, Honigschleuder usw.
Viel Ahnung hat derjenige wohl nicht
Hallo Andi,
du darfst gerne ein bessere Auflistung erstellen wenn du dich in der Materie auskennst. Wenn du die Tabelle mal genauer anschaust wirst du feststellen das in der Berechnung solche Sachen wie Fixkosten nur Anteilig in die Berechnung mit einfließen. Die Arbeitszeit des Imkers wurde übrigens auch nicht miteinberechnet. 😉 Dann würde nämlich der Preis sehr viel höher ausfallen.
Andi, das ist eine betriebswirtschaftlich saubere Rechnung. Wenn du Kaufmann wärst, würdest du wissen, was das bedeutet. Maschinen und Geräte, die man einmal mit einem wert x einkauft, werden über bestimmte Zeiträume abgeschrieben, sprich ein Bruchteil des Einkaufswert geht jedes jahr in die Gesamtrechnung ein. Das ist nur richtig so. Alles andere wäre falsch. Das Arbeitszeit absolut gar nicht in die Rechnung rein geht, zeigt, dass der Imker es als Hobby betreibt. Wenn dort noch die WIRKLICH INVESTIERTEN ARBEITSSTUNDEN miteingerechnet würden, dann würde niemand mehr Honig kaufen. Úbrigens ist Honig bei uns Spottbillig, selbst direkt vom Imker. Ich beruflich sehr viel in den Vereinigten Emiraten unterwegs, und kann dir aus erster Hand sagen, dass 30 Euro für ein 250g Glas zu verlangen nichts besonderes sind. Wenn ich zu meinen 3 Imkern hier um mich herum gehe, um Honig zu kaufen, verweigere ich das Rückgeld. Ich bezahle seit Jahren freiwillig 12 Euro pro Glas. Die Imker fühlen sich fast schon unwohl, das anzunehmen, aber ich bestehe darauf. Von dem bisschen extrageld wird niemand reich, aber ich will, dass verstanden wird, dass es noch Leute gibt, die deren Mühe auch zu wertschätzen wissen.
Bei uns im Supermarkt kostet ein Glas D.I.B Honig 500 gr. zwischen €8,99 und €11,- .
Warum soll ich als Imker billiger verkaufen?
Im Allgäu bezahlt man bei den Imkern zwischen €9,- und €12,- pro 500 gr. Glas.
Vor Jahren einst im Alten Land
Vor Jahren einst im Alten Land, durch seine Früchte wohlbekannt,
begann ein arges Streiten. Da kommen stets die Imker her,
in unsrer Bäume Blütenmeer, wir wollen´s nimmer leiden!
Sie schleppen uns den Honig fort, nun reden wir ein ernstes Wort:
Sie sollen ihn bezahlen!
Von unsern Blüten stammt er ja, und dann sind auch die Stiche da,
mit ihren Teufelsqualen!
Beschlossen war’s zu dieser Stund, man machte es den Imkern kund.
Da blieben sie zu Hause, sie sagten´s – und es blieb dabei.
Sie machten mit der Wanderei für Jahre eine Pause.
Der Obstbaum stand und trauerte, und jede Blüte lauerte
umsonst auf eine Biene.
Und jeden Herbst im Alten Land, der Bauer vor den Bäumen stand,
mit kummervoller Miene.
Denn mit dem Segen war’s vorbei, nun sah man wie verkehrt es sei,
den Imker zu vergrämen.
Und wer dereinst mit Spott und Hohn, vom Imker heischte Geldeslohn,
begann sich tief zu schämen.
Und allesamt begriffen sie, es sei des Imkers große Müh,
zu aller Nutz und Frommen, drum baten sie nun umgekehrt,
um Gotteslohn und Geldeswert, er möge wiederkommen.
Nun sieht man, wie es einstens war, zur Blütenzeit in jedem Jahr,
ein großes Bienenwandern.
Und jedem ist im Alten Land, des Imkers Leistung wohl bekannt
Zum Segen für die andern!
Hallo Franz-Josef,
erst heute hab ich wieder im Supermarkt Honig vom regionalen Imker im D.I.B. Glas gesehen für 6,99/500g. Ich vermute der Imker bekommt vom Supermarkt ca. 3,50 – 4,50€ fürs Glas was definitiv zu billig ist. Natürlich kann es regionale Unterschiede geben, aber unterm Strich habe ich das Gefühl das viele Imker ihren Honig zu billig unters Volk bringen. Schön das du anderst denkst und auch höhere Preise verlangst.
Viele Grüße
Jochen
Hallo! Das Gedicht ist wunderschön. Ist das von Dir, Franz-Josef? Von wann ist das? Das möchte ich gern „weiterverwenden“, darf ich? Lg Jutta
Schöne Berechnung für den Preis vom Honig Mittlerweile sind die Preise in den Läden angezogen
und für guten Regionalen Honig sollte auch ein gutes Geld bezahlt werden . Ich bin ja schon lange dabei und auch im ständigen Kontakt mit dem Kunden der versteht das Gut und trotz höherem Preis gibt es oft noch Tringeld dazu …. Liebe grüße aus der Imkerei Ahrens
[…] der Geiz der Verbraucher […]
Es gibt kein Land auf der ganzen Welt, in dem Lebensmittel, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, billiger sind als in Deutschland. Das ist nicht nur beschämend, sondern irgendwie auch eklig.
Ich kaufe Qualität (bio und möglichst regional), versuche wirklich nichts wegzuwerfen und gerade Honig ist so unendlich wertvoll, den kann man nicht hoch genug wertschätzen. Bei uns (selbst Imker) wird ein „leeres“ Honigglas am Schluss noch mit warmer Milch ausgespült, damit auch nichts vergeudet wird von dem guten Stoff.
In diesem Sinne: Bee happy und God save the queen ?
[…] Honig verkaufen […]
Darf man den Link zur PDF als QR Code auf das Honigglas kleben?
Wäre sicherlich für den Endkunden eine gute Info.
Hallo Manfred,
klar, das kannst du gerne machen.
Viele Grüße
Jochen
Darf ich das „Interview“ mit der Bienenkönigin von Josef Guggenmos in sozialen Netzwerken speziell bei Myheimat
verbreiten? Um eine Anwort wäre ich sehr dankbar.
LG Barbara
Hallo Barbara,
gerne darfst du auf den Artikel verlinken.
Viele Grüße
Jochen
Hier kostet der Honig vom Imker an einem unbesetzten Verkaufsstand am Wegesrand in Lippe 5€ und ich habe das erste mal seit 10 Jahren „rohen“ Honig gegessen. Ich wäre auch bereit mehr zu zahlen denn der schmeckt wirklich viel zu gut.
[…] dem Honigverkauf steht jetzt also auch der Genuss […]
Bei mir geht das 500g Glas für 8,50€ an der Tür raus. Der Einzelhandel bezahlt etwa 7,50€ brutto und verkauft meine Gläser dann für um die 10€. Gekauft wird es trotzdem. Was einen Wert hat, muss auch einen Preis haben.
Schön, das es noch Einzelhändler gibt, welche ordentlich dafür zahlen. Meist werden von den Einzelhändlern nur 3 – 5 € geboten für 500gr.
Damit hatte ich tatsächlich auch gerechnet. In der Realität wurde ich gefragt, was ich haben will und am Ende werden die 30-40% draufgeschlagen. Wenn es sich nicht verkauft, war es halt der letzte Karton.
Hallo und danke für die Infos. Mir hat ein älterer und erfahrener Imker empfohlen, den Honigpreis an den Butterpreis anzupassen, denn der Honig sollte kein Luxusprodukt sein. Ich halte mich an seinen Rat. Meinen Honig ds. ca. 200 kg verkaufe ich ohne Werbung und Schnick-Schnack ausschließlich an Bekannte zum Preis von 6 Euro für 0,5 Kg inkl. 0,50 Euro Einsatz für`s Glas.
Hallo Kurt,
jeder sollte es natürlich so machen, wie er gerne möchte. Ältere Imker müssen nicht immer recht haben, auch wenn sie viel Erfahrung haben.
Honig ist, wenn man die Leistung der Bienen und auch des Imkers betrachtet, auf jeden Fall ein Luxusprodukt.
Die Exeltabelle ist schnell für den eigenen Bedarf angepasst und wirklich gut gemacht. Diesen Beitrag kann man nur empfehlen.
Hallo Roger,
vielen Dank für das Feedback. Die Credits für die Exceltabelle gehen natürlich an Oliver von http://www.teckbiene.de, welcher die Tabelle erstellt hat.
Stimmt alles – W.M.Vetter
Hallo,
am Anfang der Berechnung wird zwar eine Arbeitszeit pro Volk angegeben, diese wird aber nirgendwo berücksichtigt. Wenn man lediglich den Mindestlohn ansetzt, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Wenn ich sogar meinen ganz normalen Stundensatz als Imkermeister mit einem Meisterlohn aus der Industrie ansetze, wird der Honig nahezu unbezahlbar.
Habe 2021 ein 500gr Honigglas für 6€ angeboten u. wenige verkauft. 2022 für 4,50€ verkauft, der Bestand wurde gerade abgesetzt. Was nützt es wenn man Honig überrig hat der nicht verkauft werden kann. Schreib mir mal.
Gruß Günter
Hallo Günter,
der angemessene Honigpreis hat etwas mit Wertschätzung gegenüber Honig zu tun. Wenn du deinen Honig gerade so unter die Leute bringst und ihn dabei „verscherbeln“ musst, dann wäre es vielleicht sinnvoll die Völker zu reduzieren. Alternativ kannst du natürlich auch Honig in den Völkern lassen und ersparst dir dann die Kosten zum Auffüttern.