Draußen ist es bitterkalt. Das Thermometer zeigt - 10° C an. Was genau machen eigentlich Bienen bei dieser Kälte? Schlafen die etwa? Lockdown im Bienenstock?
Die Frage bekomme ich als Imker häufig gestellt. In den Vorstellungen der Menschen ist oft das Bild, das die Biene, ähnlich wie der Bär, einen Winterschlaf hält.
Schlafen Bienen?
Bienen sind sehr umtriebig und fleißig und benötigen deswegen hin und wieder auch ein wenig Schlaf.
Gerade die jüngeren Bienen benötigen den meisten Schlaf. Die haben im Bienenstock die meiste Arbeit. Die bauen neue Waben, nehmen den Sammelbienen Nektar und Pollen ab und lagern diesen ein und putzen die Zellen.
Für die Schlafphasen ziehen sich die Bienen in leere Zellen im Brutbereich zurück.
Wenn die Bienen älter sind, benötigen diese weniger Schlaf und ihr Körper kühlt auch nicht mehr so stark aus. Sie suchen sich daher einen Schlafplatz außerhalb der Zellen und eher am Rand der Waben.
Das komplette Schlafverhalten der Bienen ist noch gar nicht bis ins Detail erfasst.
Kuscheln gegen die Kälte
Bei niedrigeren Temperaturen rücken die Bienen näher zusammen. Der Imker spricht von einer Wintertraube.
In der Tat kann man häufig beim öffnen einer Beute in der kalten Jahreszeit eine kugelige Anordnung der Bienen erkennen.
Die Bienen rücken also bei Kälte näher zusammen, um die Temperatur zu halten.
Die Königin befindet sich dabei in der Mitte der Wintertraube.
Fällt die Temperatur unter 10° C im Bienenstock wird durch Zittern die Temperatur wieder erhöht. Die passiert über einen Tag lang.
Die Flügel werden dazu in eine andere Stellung gebracht und mit der Flugmuskulatur wird die Wärme erzeugt.
Bienen können so problemlos auch zweistellige Minusgrade im Winter überstehen.
Durch die Erwärmung im Inneren der Beute wird auch der Honig flüssiger. Nach der Aufwärmarbeit werden so gleich wieder Energiereserven aufgefüllt.
Nach dieser Heizperiode ist erst einmal wieder ein wenig Pause. Die Temperatur fällt wieder ab und nach einigen Tagen wird wieder aufgeheizt.
Es wird nicht kontinuierlich geheizt weil die Anstrengung sehr groß ist und so Kräfte geschont werden.
Eine schöne Grafik von den Temperaturverläufen im Bienenstock gibt es vom HOBOS-Projekt von Prof. Dr. Tautz.
Von ihm kann ich auch das Buch: Die Honigfabrik: Die Wunderwelt der Bienen – eine Betriebsbesichtigung empfehlen.
Hygiene und Sanitäre Anlagen?
Da die Bienen erst ab ca. 10° C zu fliegen beginnen, bleiben sie meist den ganzen Winter über in der Beute.
Währenddessen gehen die Bienen auch nicht auf die Toilette. Somit bleibt der Stock schön sauber und es werden keine Krankheiten verbreitet.
An sonnigen Tagen im Winter kann man deswegen Reinigungsflüge beobachten. Das heißt die Bienen verlassen den Stock und koten ab.
Hervorragend kann das an weißen Autos oder auch weißer Wäsche, die gerade zum trocknen im Garten hängt beobachtet werden.
Eine weitere Taktik der Bienen, um Krankheiten zu vermeiden, ist übrigens Propolis. Damit überziehen sie alle möglichen Flächen im Stock. Propolis wirkt antibiotisch, antiviral und antimykotisch. Das heißt, es tötet Bakterien, Viren und auch Pilze zuverlässig ab.
Die Bienen haben sozusagen ihre eigene Apotheke mit im Stock.
Winterbienen können übrigens bis zu neun Monate alt werden wogegen Sommerbienen nur auf 6 Wochen kommen.
Durch die niedrigere Temperatur im Winter wird die Bruttätigkeit unterbrochen und beginnt erst im Frühjahr bei steigenden Temperaturen wieder.
Was macht der Imker im Winter?
Der Imker hat im Winter natürlich keine Ruhepause.
Der Honig möchte unters Volk gebracht werden, diverse Instandhaltungsarbeiten an Waben und Beuten stehen an, Kontrolle der Bienenstöcke auf Fluglochfreiheit und vieles mehr.
Einen Überblick über die anfallenden Arbeiten eines Imkers gibt es im folgenden Artikel:
Honig geerntet! Nun kann ich mich als Imker zur Ruhe setzen.
Fazit
Bienen sind also auch im Winter fleißig und liegen nicht auf der faulen Haut herum.
Im Sommer haben die Bienen übrigens auch geeignete Maßnahmen um nicht zu überhitzen. Was das ist kannst Du im Artikel Was machen eigentlich Bienen bei dieser Hitze? lesen.
Wenn Du noch eine Frage hast zu den Bienen dann kannst Du mir diese gerne in den Kommentaren stellen. Vielleicht kann ich sie ja beantworten.
Hallo,
habe mich seit drei Jahren der Imkerei verschrieben, und von einem Volk auf nunmehr 6 Völker vermehrt. Habe von Anfang an jedem Volk ein Thermometer und den Fühler auf einer Brutwabe platziert. Bei zwei Völkern hatte ich vor paar Tagen einen kurzzeitigen extremen Temperaturanstieg beobachtet. In den Morgenstunden ging das Thermometer von üblichen 35-36°C in kurzer zeit auf über 40°C (ein Volk sogar auf 43,4°C) hoch und nach ca. 2 Stunden wider auf Normal (35°C) zurück. Dachte beim ersten mal Thermometer kaputt 2. reingehängt gleicher Wert. Was kann diesen Temperaturanstieg verursachen? Dem Volk geht es Gut es ist sehr ruhig und fleissig. Varroa scheinbar auf 0. Volk sitzt auf einer Segeberger Zarge mit noch 3x Futter. Königin ist munter beim Legen. Mäuse passen nicht durch den Schlitz (8x50mm) Hornissen und Wespen gibt es noch nicht. Aussentemperatur war so um die 7°C. Was kann das sein?
Beste Grüsse aus dem Spreewald und bleib gesund
Bernhard
Hallo Bernhard,
das hört sich in der Tat sehr ungewöhnlich an. Es ist bekannt, dass sich Einzelbienen auf 43 °C erhitzen können. Vielleicht war das so ein Phänomen. https://armbruster-imkerschule.de/monatsbetrachtung-02-2020/
Herzliche Grüße aus dem Schwabenland
Jochen
Hallo Jochen,
danke für die schnelle Info. Werde die Sache weiter beobachten. Was hältst Du so von der Puderzuckermethode gegen Varroa? Wende diese Methode von Anfang an an und bin mit dem ergebnis sehr zufrieden.
Beste Grüsse aus dem Spreewald
Bernhard
Hallo Bernhard,
die Puderzuckermethode ist super, um den Befall mit Varroa zu ermitteln. Wesentlich schneller und genauer als z. B. die Ölwindel.
Herzliche Grüße
Jochen
Hallo Jochen,
ich wende die PZM als Vorbeugung und zur Bekämpfung an. Macht zwar mehr Arbeit wie die chemischen Methoden aber das ist es mir Wert.
Beste Grüsse
Bernhard
Hallo Bernhard,
das klingt spannend. Heißt, dass Du behandelst damit, also entfernst bei allen Bienen so die überwiegende Anzahl der Varroen?