Januar 6

Ein Besuch in der Imkerschule Schwaben zum Jahresabschluss

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Als Imker sollte man sich auch ab und an weiterbilden. So erfährt man neues zur Behandlung gegen die Varroamilbe und andere interessante Dinge.

Vielen Nichtimkern ist gar nicht bewusst, dass es so etwas wie eine Imkerschule gibt. Im Schwabenländle haben wir das Glück, das die Kurse dort kostenlos (auf Spendenbasis) sind.

Die Imkerschule Schwaben (ISS) existiert nun seit über 40 Jahren und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Neben Kursen zum Thema Wachsverarbeitung werden auch Honigkurse und Kurse zur Völkermehrung und Behandlung angeboten.

Dieses Jahr hat uns der Jahresabschlusskurs interessiert. Dort trifft man sich, um über die neuesten Forschungsergebnisse zu reden und Fragen an den Fachberater für Bienenzucht Johann Fischer zu stellen.

Abschlusskurs ISS 07.12.19 Themen

Die Themen des Abschlusskurses sind wild gemixt. Von Bienenkrankheiten über die rechtliche Seite beim Imkern war alles dabei. Natürlich können die Teilnehmer jederzeit auch Fragen stellen, was rege genutzt wurde.

Eine Übersicht und ein paar Worte zu den jeweiligen Themen habe ich mal zusammengefasst.

Varroamilbe und deren Bekämpfung

Die Bekämpfung der Varroamilbe (Varroa destructor) ist inzwischen ein Standardthema bei jeder Fortbildung.

  • Pro Woche kann durch Reinvasion in ein Volk 4000 Milben eingebracht werden
  • Ameisensäure kann bei der Behandlung von starken Völkern unter Umständen nicht so gut wirken, da die Bienen die Säure gut abschirmen
  • Interessant: Die östliche Honigbiene (Apis cerana) verlässt bei zu hohem Milbendruck die Brut und das Volk
  • Die Wirksamkeit einer Sprühbehandlung mit Milchsäure liegt nur noch bei 23 %, die einer Oxalsäurebehandlung bei 58 %. Beides ist nicht zufriedenstellend. Bei der Oxalsäuresprühbehandlung ist zudem eine erhöhte Sicherheitsausstattung notwendig. (FFP2 Maske*, da Oxalsäure Lungenschäden verursachen kann)
  • Als ideale Behandlung gegen die Varroamilbe wird Teilen und Behandeln sowie Kunstschwarmbildung empfohlen.

Amerikanische Faulbrut (AFB)

Das Schreckgespenst Amerikanische Faulbrut, über das viele nur mit vorgehaltener Hand sprechen, wurde auch angesprochen.

Vor Jahren wurde bei einem Ausbruch der AFB noch die ganzen Bienenstöcke abgeschwefelt und das komplette Material vernichtet (verbrannt). Damit verbunden ist auch ein Quarantänebezirk mit einigen Einschränkungen.

Heutzutage hat sich das ganze schon weiterentwickelt. Inzwischen existiert ein Screeningprogramm.

Bei diesem Programm machen Imker mit und geben einmal pro Jahr Futterkranzproben zum untersuchen ab. Anhand einer Sporenbelastung kann festgestellt werden, wann und wo die Amerikanische Faulbrut ausbrechen wird.

Die Bienenvölker müssen nicht mehr zwangsweise abgeschwefelt werden, sondern können meist saniert werden.

Die Gefahr besteht nach wie vor durch Imker welche ihre Völker nicht melden z. B. Bienenkistenimker und „Ökofreaks“ welche meinen die Bienen sollten so wenig wie möglich gestört werden.

Für interessierte gibt ein PDF zum nachlesen mit mehr Informationen.

Wer die momentanen Fälle von Amerikanischer Faulbrut nachlesen möchte kann dies auf der Seite vom TierSeuchenInformationsSystem (TSIS) machen.

Asiatische Hornisse (Vespa velutina)

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist in Deutschland auf dem Vormarsch.

Diese eingeschleppte Art macht gezielt Jagd auf Bienen. Sie ernährt sich zwar auch von anderen Insekten, der Hauptanteil (80 – 85 %) besteht aber aus Bienen.

Dabei fängt sie im Schwebeflug vor dem Flugloch die Bienen ab. Der Kopf zeigt dabei vom Flugloch weg, was unter anderem auch ein Unterscheidungsmerkmal zu unseren heimischen Wespen ist.

Die Nester der Asiatischen Hornisse sind schwer zu finden, da sie in bis zu 10 m Höhe in Bäumen hängen. Außerdem wählt diese Art unterschiedliche Rückflugrouten zu ihrem Nest.

Nähere Informationen, Bilder und Unterscheidungsmerkmale findet ihr in einem PDF auf der Seite der Bayrischen Landesanstalt für Garten und Weinbau: Asiatische Hornisse (Vespa velutina)

Dort sind auch die zuständigen Stellen vermerkt, denn im Gegensatz zu unserer heimischen Wespenart ist diese nicht geschützt und wird aktiv bekämpft.

Kleiner Beutenkäfer (Aethina tumida)

Bisher gibt es noch keinen Fund des kleinen Beutenkäfers in Deutschland. In Italien ist er aber schon. Es dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein bis er auch bei uns auftaucht.

Die Larven des Käfers ernähren sich bevorzugt von Bienenbrut, aber auch von Honig, Pollen und Wachs.

Das hat eine Schwächung des Bienenvolks bis zum kompletten Zusammenbruch zur Folge.

Es handelt sich hierbei um eine Anzeigepflichtige Tierseuche. Bei einem Verdacht ist sofort die Veterinärbehörde, der zuständige Bienensachverständiger und das Institut für Bienenkunde und Imkerei zu verständigen.

Nähere Informationen gibt es in einem PDF: Der Kleine Beutenkäfer (Aethina tumida)

Bee Warned Monitoring

Bei Bee Warned handelt es sich um ein Frühwarnsystem für exotische Bienenschädlinge in Bayern. Es geht dabei um die oben genannte Asiatische Hornisse und den Kleinen Beutenkäfer.

Ziel ist es ein bayernweites Monitoringsystem zur frühzeitigen Feststellung eines Erstbefalls der beiden Parasiten aufzubauen.

Die Daten aus dem Jahre 2019 haben bisher gute Ergebnisse gebracht. Bisher ist kein Befall festgestellt worden.

Nähere Informationen gibt es unter Bee Warned.

Mobilfunkstudie

Hin und wieder kursiert das Gerücht, das die Strahlung von Mobilfunkmasten und/oder DECT Telefonen schädlich für die Bienen sei.

Dies konnte laut Johann Fischer in der Hauptstudie (mit besserem Studiendesign) nicht bewiesen werden.

Die Vorstudie die eine Auswirkung von Strahlung auf Bienen zeigte wird hingegen regelmäßig von Gegnern zitiert. Dabei wurden die Gerätschaften innerhalb des Bienenstocks angebracht. Eine solch hohe Strahlung ist aber normal nicht vorhanden.

Unterm Strich hat also die Mobilfunkstrahlung keine Auswirkung auf die Bienen.

Mähverluste bei Mahd auf Grünflächen

Bei einer Untersuchung der Mähverluste bei Mahd auf Grünflächen wurde keine Nennenswerten Verluste registriert.

Es handelt sich bei der Untersuchung um ein Scheibenmähwerk mit Zinkenaufbereiter. Die Bienen standen dabei auf automatischen Stockwagen mit Beescans (misst die ankommenden und gehenden Bienen).

Die Mähgutuntersuchung von 27 m² ergab 71 Tote Tiere, davon 6 Honigbienen.

Bei den von Imkern festgestellten Bienenverlusten handelt es sich wohl in den meisten Fällen um den Massenwechsel. Dabei gehen die Winterbienen ab (sterben) und die Sommerbienen rücken nach.

Honig als Winterfutter

Die Bachelorarbeit von Raphael Kraft (2018) brachte hervor das Honig als Winterfutter nicht immer gut ist. Vor allem bei Fütterung von Waldhonig ergibt sich häufig eine höhere Belastung durch Nosematose.

Der Blütenhonig schneidet da besser ab. Bei Flüssigfutter waren wie z. B. Apiinvert* traten sehr wenig Völkerverluste auf.

Fazit

Ein Besuch in der Imkerschule Schwaben ist also jederzeit empfehlenswert. Vor allem auch für Imker, welche mit Bienenkästen imkern und keinem Verein angehören.

Gerade die Bekämpfung der Bienenkrankheiten sollte ernst genommen und sorgfältig durchgeführt werden.

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Tags

amerikanische faulbrut, imkerschule, kleiner Beutenkäfer, nosematose, varroatose


Jochen

Über den Autor

Hi, ich bin Jochen und helfe angehenden Imkern mit meinem Blog "Let it Bee - Geschichten eines Imkers" bei den verschiedensten Fragen zur Imkerei.

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